In der Puhlstraße mitten in Fraulautern – zwischen Vereinshaus, Bahnbrücke und Lebacher Straße – steht die Dreifaltigkeitskirche. Nach Sprengung der Ruinen der im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstörten Vorgängerin wurde am 09. Oktober 1949 der Grundstein gelegt zu der Pfarrkirche, die wir heute vor uns haben.
In den letzten Monaten des Krieges war die erst 1895 geweihte Vorgängerin, wie auch der gesamte Ort, Opfer unzähliger Granateinschläge und Bombentreffer. Am 01. Dezember 1944 wurde bei einem schweren Bombenangriff das Mittelschiff sehr stark beschädigt. Danach bot unser Heimatort ein Bild des Grauens. Durch die Zerstörung war Fraulautern ohne Gotteshaus. Es war die trostloseste Kirchenruine im Bistum Trier, wie man in der Bischofsstadt glaubte feststellen zu können.
Erklärtes Ziel aller Pfarrangehörigen war der Wiederaufbau ihrer Pfarrkirche. Nachdem am 28. Oktober 1948 kurz vor der neunten Sitzung des Bauausschusses Pastor Josef Gilles, die treibende Kraft des Kirchenneubaues, verstarb, war es sein Nachfolger, Pastor Aloys Piroth, der im Sinne seines Vorgängers in aufopferndem Einsatz die begonnene Aufgabe weiterführte.
Am 23. Januar 1949 wurde den Architekten Latz und Laub aus Saarwellingen der Auftrag zur Planung einer neuen Kirche erteilt. Mit sparsamsten Mitteln sollte eine würdige, klare und zeitentsprechende Lösung gefunden werden.
Benutzt werden konnten immerhin die wegen des sumpfigen Untergrundes im Jahre 1895 bis in 4 m Tiefe gegründeten Fundamente der Vorläuferin. Da die Notkirche in der Heydingerstraße mittlerweile schon viel zu klein geworden war, wurde von der Bischöflichen Behörde die Genehmigung erteilt, in der noch im Rohbau befindlichen Kirche das Heilige Messopfer zu feiern. Obwohl der Bodenbelag noch aus roter Asche bestand, die Wände noch unverputzt waren und die Dachkonstruktion noch sichtbar, fand am Feste Maria Geburt 1950 der erste sonntägliche Gottesdienst in der überfüllten Kirche statt. Erst rund 10 Jahre später, am Buß- und Bettag 1960 (16. November 1960) konsekrierte Weihbischof Dr. Bernhard Stein das neue Gotteshaus, die „Dreifaltigkeitskirche“ zu Fraulautern.
An ihre Vorgängerin erinnert heute nur noch eine erhalten gebliebene Pieta, die 1926 von dem Künstler Mettler aus Morbach geschaffen wurde und heute die Marienkapelle links vom Hauptportal ziert, das Taufbecken von Bildhauer Kiefer aus Trier aus dem Jahre 1890 und ein Säulenbruchstück, das im Chorraum sichtbar eingemauert ist.
Mit der Errichtung des Marienturms, der aus städtebaulichen Gründen als Kampanile neben der Kirche aufgeführt ist, wurde im Sommer 1954 begonnen. Er trägt die fünf Glocken des Geläutes, von denen die vier größten ein Geschenk der Stadt Saarlouis sind und die sämtlich am 16. November 1954 in der einheimischen Glockengießerei, Firma Otto, gegossen wurden. Sie wurden am 28. November 1954 (1. Adventssonntag) geweiht auf die Namen „Heiligste Dreifaltigkeit, „Heilige Maria, Königin des Himmels und der Erde“, „Heiliger Josef“‘, „Heilige Apollonia“ und „Heilige Barbara“. Für die letztere übernahm die Pfarrgemeinde die Materialkosten und die Firma Otto die Herstellungskosten. Das Gesamtgewicht des Glockengeläutes beträgt 7.200 kg, die Tonanordnung “ b-d-f-g-a“ entspricht dem Eingangsmotiv der Marianischen Antiphons „Salve Regina“. Zum ersten Mal erklangen die Glocken in feierlichem Geläut am 08. Dezember 1954 bei der festlichen Einweihung des Marienturms.
Geläut anhören (externer Link): http://hk.youtube.com/watch?v=OGjp_occo_w
Der neue Kreuzweg, geschaffen in der Werkstätte der „Ars liturgica“ in Maria Laach von dem Bildhauer Alphons Biermann, wurde am 13. März 1958 eingeweiht. In Laacher Tuffstein gemeißelt sind die 14 Stationen jeweils 60 cm breit und 90 cm hoch. Die Figuren auf den Halbreliefs sind leicht koloriert.
Sein heutiges Bild erhielt das Kircheninnere in den Jahren 1979/1980. Der nüchterne Zweckbau der Nachkriegszeit erfuhr unter Pfarrer Willi Rodermann nach den Plänen des Architekten Karl-Peter Böhr aus Trier, geleitet von den Richtlinien und dem Geiste des II. Vaticanums und getragen von den künstlerischen Vorstellungen unserer Zeit eine tiefgreifende Umgestaltung zu einem sakralen Raum, der zum Verweilen und Meditieren geradezu einlädt. Fraglos das Besondere und Bestimmende für den erhebenden und befreienden Eindruck, den man beim Betreten unserer Kirche erlebt, sind die Kirchenfenster, die sämtlich geschaffen wurden nach den Entwürfen des Mainzer Künstlers Alois Johannes Plum von den Werkstätten für Glasgestaltungen W. Derix, Rottweil.
Beim Eintritt in die Kirche wird der Blick zuallererst gelenkt auf die drei schönsten Fenster des Chorraumes, die der Taufkapelle ihr Licht spenden.
Fenster des Chorraumes
Faszinierend in ihrer Farbgebung und Gestaltung sind sie Sinnbilder der „Dreifaltigkeit“ aber auch der Dreieinigkeit Gottes und vermitteln durch ihre überwiegend hellen, aber doch kräftigen Farbtöne eine festliche Atmosphäre.
Die insgesamt zehn Fenster im Langhaus stellen in abstrakt-symbolhafter Form das Wirken Gottes an den Menschen im Alten und Neuen Testament dar. Der Künstler hat die Fenster jeweils paarweise angeordnet. Auf der rechten Seite sind alttestamentarische Begebenheiten versinnbildlicht, die jeweils im gegenüberliegenden Fenster ihre Entsprechung im Neuen Testament finden. Die leuchtende Farbigkeit der Fenster und ihre einfache, aber überaus eindringliche Symbolhaftigkeit ist wesentlich bestimmend für die einladende und weihevolle Helle, die den Betrachter beim Eintritt in die Kirche umfängt und die den Charakter des gesamten Raumes bestimmt.
Von hohem künstlerischen Wert ist der neue Altar, als einfacher Opfertisch aus naturfarbenem Sandstein geschaffen, jedoch näher zum Kirchenraum hin verlegt. Seine hervorragende künstlerische Ausgestaltung erfuhr er durch Johann Baptist Lenz aus Oberkail-Eifel. Die vier Teile der Bronzeumkleidung des Altartisches stellen vier biblische Szenen dar, eine aus dem Alten Testament und drei Szenen aus dem Neuen Testament.
Die Stirnseite zeigt Jesus mit den Emmausjüngern
„Und als er mit ihnen zu Tische war, geschah es, da nahm er das Brot, sprach das Segensgebet, brach und gab es ihnen.“ (Luk. 24,30)
Mit seinen mattschimmernden Bronzedarstellungen bildet der Altar den geistigen und optischen Mittelpunkt unseres Kirchenraumes. Vom selben Künstler stammt auch der aus gleichem Material hergestellte Ambo.
Ambo: Johannes der Täufer “Die Stimme des Rufenden in der Wüste“ (Math. 3,2-3)
Über dem Altarraum, gleichsam schwebend, hängt ein mächtiges Kruzifix, dessen romanischer Korpus von Luis Piccolruaz, St. Ulrich im Grödnertal, aus dem Holz der Kastanie gearbeitet wurde. Geschaffen 1980, vom Künstler nachempfunden dem burgundischen Stil des 12. Jahrhunderts.
Kruzifix im Chorraum
An den Enden der Kreuzbalken befinden sich die Symbole der vier Evangelisten in Holz geschnitzt und farblich gefasst ebenfalls von einem Künstler aus St. Ulrich, dem Bildhauer Matthias Rech.
Der Chorraum, durch das Vorrücken des Altares freigeworden, wurde zur Taufkapelle. Hier fand der neugotische Taufstein aus dem Jahre 1890 nach Überarbeitung des Sockels durch den einheimischen Steinmetzen, Anton Knauf, seinen Platz. Die Bekronung des Taufbrunnens, die die Osterkerze trägt, wurde ebenso wie die Altarumkleidung von Joh. Bapt. Lenz entworfen und ausgeführt.
Im Chorraum sind beiderseits des Altares der Werktagskapelle vier Statuen aufgestellt, die beiden hinteren stammen noch aus der früheren Kirche überarbeitet von dem Restaurator Niespohr aus Zell-Kaimt, rechts Kaiser Heinrich II, in seiner Hand den Bamberger Dom tragend und gleichzeitig beschützend, links ein nicht näher bestimmbarer Papst.
Die Sakramentskapelle ist durch ihre Ausstrahlungskraft ein ganz besonderer Ort in unserer Kirche.
Sakramentskapelle
Durch ein kleines, rubinrotes Fenster mit einem symbolisierten Lebensreis, fällt gedämpftes Licht, das den Raum in ein warmes Halbdunkel taucht.
Das „Ewiglicht“ vor dem Tabernakel ist es wert, etwas näher betrachtet zu werden. Es handelt sich um eine Barockleuchte aus einer lothringischen Kirche, die nach dem Erwerb durch den früheren Pastor von Ihn, Herrn Pfarrer i. R. Johannes Scholtes, vom Goldschmiedemeister Hans Alof Trier, neu hergerichtet wurde. Zwei anbetende Engel, die noch aus der ehemaligen barocken Klosterkirche stammen, lenken den Blick auf den breitausladenden, dreiteiligen Bronze-Tabernakel, der nach dem Krieg von Bildhauer Johann Scherl / Wittlich für die Pfarrei St. Gangolf in Trier geschaffen worden war und von dort durch Pfarrer Rodermann für unsere Kirche erworben werden konnte.
Mittelteil des Tabernakels, Abendmahlszene
Von dem Bildhauer Matthias Resch aus St. Ulrich/ Grödnertal stammt die aus Zirbelkiefer gearbeitete Madonna „La vierge à l’enfant“ Das Original dieser frühgotischen Darstellung kommt aus der Kirche von Celle (Dep. Seine et Marne, Frankreich) und steht heute im Louvre in Paris. Die in ausgezeichneter Ausführung im Auftrag der Kirchengemeinde gefertigte Kopie hat ihren Platz auf der Seite zur Sakristei gefunden.
An der Rückseite der Kirche, dort wo früher die kleinen Seitenpforten waren, befindet sich auf der linken Seite vom gleichen Künstler eine barocke Darstellung des Heiligen Josef den Sohn Gottes, den Herrscher der Welt auf dem rechten Arm tragend.
Madonna Hl. Josef
Beim Verlassen der Kirche lohnt sich noch eine eingehende Betrachtung der Figuren rechts und links vom Ausgang. An den Seitenwänden, unmittelbar vor dem Abschluss der Empore, ist rechts an der Außenmauer aufgestellt der Heilige Antonius mit dem Kind, nach einem Original in der Kirche zu Berus. und links die Heilige Barbara mit Turm, beides Werke des schon erwähnten Künstlers Matthias Resch aus St. Ulrich.
An der Stirnseite der Empore. Von unbekannten Künstlern gefertigt, steht links, hoch an der Brüstung der Empore, der Heilige Joachim, rechts die Heilige Anna. beides Figuren, die lange Zeit auf dem Pfarrhausspeicher lagen, ehe sie restauriert wurden und einen würdigen Platz in der Kirche erhielten.
Unsere neue Orgel, eingeweiht am 14. Oktober 2001, die von der Orgelbaufirma Link aus Giengen an der Brenz, gebaut wurde verfügt über 33 Register, zwei Manuale, denen jeweils ein Solowerk hinzugefügt werden kann. Die gesamte Klanglichkeit der Orgel folgt dem süddeutschen Duktus; die französischen und auch italienischen Einflüsse sind deutlich hör- und spürbar. Die Registersteuerung erfolgt elektrisch über Registerwippen. Eine Setzeranlage mit 792 Speicherplätzen und Sequenz-schaltung kann sowohl vom Spieler als auch vom Registranten bedient werden.
Neue Link-Orgel seit 2001
Mit der neuen Orgel wurde ein Instrument geschaffen, das der so anziehend gestalteten Kirche angemessen ist. Durch die Zweiteilung des Gehäuses wurde das große Westfenster bestehend aus einer ansprechenden Betonverglasung in die Gesamtkomposition integriert. Dem Besucher bietet sich beim Verlassen des Gotteshauses so ein beruhigender und tröstender Anblick, wenn er sieht wie der Segen von oben sich auf die Erde ergießt.
Autor: Guido Fontaine